Tetrisfieber
Hallo,
Fast einen Monat hab ich jetzt nicht geupdated. Symptomatisch war die letzte Zeit ziemlich durchwachsen. Prinzipiell hat sich nicht viel geändert, weder in die eine oder die andere Richtung. Die Medikamente, die mir Dr. Stingl verschrieben hat, zeigten leider nicht die erhoffte Wirkung. Dafür habe ich von ihm eine Mail erhalten, dass ich wohl mehr oder weniger drin bin in der BC007 Studie. Sobald die Ethik-Freigabe vorliegt, würde sich der leitende Arzt der Studie bei mir melden. Das ist zwar immer noch keine komplett wasserdichte Zusage, aber es scheint doch sehr gut auszusehen. Ich habe leider noch nicht viel mehr Infos dazu. Morgen werde ich den nächsten Termin bei Dr. Stingl haben und kann dann hoffentlich mehr dazu sagen. Das einzige, was ich weiß, ist, dass nur Patienten, die sich ab Mai 2022 infiziert haben, infrage kommen. Ich hab mich Ende Mai infiziert, also hab ich da vom Timing her echt wahnsinnig viel Glück gehabt.
Ansonsten habe ich jetzt auch einen Platz auf der Warteliste für eine Immunadsorption im DHZ Köln. Laut meiner Befunde (vor allem dem, der Autoantikörper von CellTrend) zeigte sich der Arzt optimistisch, dass eine IA bei mir der richtige Ansatz sei. Die Warteliste war auch nicht so lange wie befürchtet. Regulär sollte ich spätestens im Juli drankommen. Allerdings ist es auch gut möglich, einen früheren Slot zu bekommen, wenn man unbedingt will. Man kann sich nämlich kostenfrei auf die Warteliste setzen lassen und jederzeit auch absagen, ohne finanzielle Verpflichtungen. Davon machen wohl mehrere Patienten Gebrauch und somit wird immer wieder mal ein Platz frei. Ich habe zum Beispiel am Freitag einen Anruf erhalten, in dem mir schon nächste Woche eine Behandlung angeboten wurde.
Mein Plan ist es jetzt erstmal die BC007 Studie mitzumachen, sofern das klappt. Falls das aus irgendwelchen Gründen dann doch nicht klappen oder wirken sollte, bleibt mir dann immer noch, recht zeitnah, die IA. Das sind alles wirklich gute Aussichten, die mir natürlich viel Kraft und Hoffnung geben und somit auch Tage, die von starken Symptomen geprägt sind, deutlich weniger hart erscheinen lassen.
Bisher hab ich den Blog nur auf meine Krankheit und meinen Umgang damit beschränkt. Was mein Leben anbelangt, habe ich oft nur über die Einschränkungen und Hindernisse geredet, die mir die Krankheit gebracht haben. Angefangen mit Sport, über meinen Job des Online-Pokerns bis hin zu Treffen mit Freunden oder Essen gehen: alles Dinge, die ich nicht mehr machen kann.
Irgendwie muss man die Lücken ja auch wieder füllen und sich neue
Beschäftigungen suchen. Anfangs wusste ich echt nichts mit mir anzufangen. Das
Pokern hat mich in den letzten Jahren immer so beschäftigt und auf Trapp
gehalten, dass ich eigentlich immer was zu tun hatte. Beim anfänglichen
"Abwarten auf Besserung" hatte ich dann aber solche Langeweile, dass ich mich an
die Zeit vor Poker zurück erinnert habe. Bevor ich mit Poker angefangen habe,
habe ich eine Menge Computerspiele gespielt. Außerdem hatte ich als
Jugendlicher einen GameBoy und mein Lieblingsspiel darauf war Tetris. Tetris
erschien mir in meiner Situation das Beste zu sein. Es ist einfach der perfekte
Zeittotschläger der wohl nachgewiesenermaßen auch Therapeutische Effekte haben kann.
Anfangs habe ich die Tage immer mit dem GameBoy auf der Couch verbracht und Podcasts gehört. nach ein paar Stunden spielen, taten mir dann aber die Daumen weh. Als ich mich dann online nach Strategien kundig machen wollte, um meinen Highscore zu steigern, bin ich in ein richtiges Rabbithole gefallen. Dabei fand ich heraus, dass es eine richtige Tetris Community gibt, die mit Online-Turnieren, Europa- und Weltmeisterschaften der ganzen Geschichte spätestens seit Corona einen richtigen Schub gegeben hat. Allerdings wird das kompetitive Classic-Tetris nicht auf dem GameBoy, sondern auf der NES gespielt. die erste Spielekonsole von Nintendo, die 1989 auf den Markt kam. Daraufhin habe ich mir gleich eine bestellt und an unseren Beamer angeschlossen. Auch Kim konnte ich für Tetris begeistern. Nach ein paar Monaten Training, hab ich mich vor 4-5 Wochen dann mal dran gemacht zu schauen, was es noch so Möglichkeiten gibt, sich zu verbessern. Es geht dann um besondere Techniken, wie man die Controller am besten bedient und die Teile schneller bewegen zu können oder wie man seine Teile am besten stapelt usw. Dabei wurde ich auf drauf aufmerksam gemacht, dass die Verzögerung von der NES auf HDMI größer sei als auf AV, weshalb man deutlich bessere Ergebnisse auf alten Röhrenfernsehern hat als auf neuen Flachbildfernsehern oder Beamern.
Außerdem bin ich auf die deutschsprachige Community gestoßen. Darunter gibt es auch eine Ösi-Gruppe und die hat doch tatsächlich ihr erstes Turnier in Planung: in Wien, keine 2 km oder 4 Stationen mit der U-Bahn von mir zuhause entfernt! Als ob das ganze nicht schon genug an "Zeichen" gewesen seien, erschien am selben Tag, an dem ich das erfuhr, noch folgender Trailer:
Gestern hat das Turnier dann stattgefunden und es war wirklich toll. Ich war schon etwas aufgeregt und nicht sicher, wie ich das ganze so schaffen würde in meinem Zustand. Am Freitag hatte ich auch echt wieder einen ziemlich schlechten Tag und mir vorgenommen, das Turnier ausfallen zu lassen, sollte ich mich Samstags wieder so fühlen. Gottseidank ging es mir dann Samstag doch gut genug, um mir die Sache dann doch mal anzuschauen. Angefangen hat das ganze damit, dass jedem Spieler eine Stunde Zeit gegeben worden ist. In dieser Stunde werden dann die Highscores aufgeschrieben und eine Rangliste erstellt, von der aus die KO-Runde zusammengestellt worden ist. Ich habe einen für meine Verhältnisse echt guten Score erzielt und bin dann in der ersten Runde rausgeflogen. Zwischendurch erhielt ich noch ein Coaching von einem sehr guten Spieler aus Deutschland, was sehr interessant war. Das Turnier war ganz schön international. Aus ganz Europa sind die top Tetris Spieler angereist und wenn auch "nur" 21 Leute mitgespielt haben, waren zehn verschiedene Nationalitäten vertreten. Als ich dann nach meinem letzten Spiel nach Hause fuhr, habe ich dann auch gemerkt, wie fertig mich das gemacht hat. So viele Leute auf kleinem Raum, die Konzentration und Anspannung, aber auch die Freude über das ganze Happening an sich. Das war ganz schön anstrengend, sodass ich den Rest des Tages nur noch fertig auf der Couch verbringen konnte. Gelohnt hat sich die Sache aber in jedem Fall. Hier gibts noch zwei Videos mit meinem Highscore und einer kleinen Aufnahme von dem Setting vor Ort:
Morgen habe ich meinen zweiten Termin bei Dr. Stingl und werde euch hoffentlich bis Mitte der Woche mal mitteilen können, wie es in der Behandlung weitergeht und was von der Studie zu erwarten ist. Danke für euer Interesse,
Severin
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