Glück im Spiel

Hallo,

Ich bin nun seit knapp zwei Wochen in Saarlouis bei meinen Eltern im Saarland und es gefällt mir hier so gut, dass ich mich entschieden habe, noch bis Mitte Juli hier zu bleiben. Ich habe kurz überlegt, meinen guten Freund Chappolini in Portugal zu besuchen, aber ich bin in letzter Zeit genug gereist. Das ist nämlich alles immer noch sehr anstrengend für mich. Am besten geht es mir, wenn alles um mich herum möglichst stabil und ruhig ist. Genau das ist der Fall hier in Saarlouis. Frankreich war auch super schön mit der ganzen Familie, aber wenn so viele Leute um mich herum sind, muss ich mich zwangsläufig oft zurückziehen. Das zeigt mir immer wieder auf, wie "schlecht" es mir noch geht. Aber nichtsdestotrotz war auch Frankreich super und im Rahmen meiner Familie hatte ich nie das Gefühl, mich zu irgendwas zwingen oder überwinden zu müssen aufgrund falscher Konformitätszwänge. Hier in Saarlouis kann ich meine Tage genau so einplanen, wie ich das möchte. Ich stehe meist schon ziemlich früh auf, so um 6-7 Uhr, frühstücke etwas Kleines und spiele dann eine Session Poker für 1,5-3 Stunden. Dann esse ich wieder etwas Kleines und ruhe im Garten aus. Eventuell lege ich mich dann auch wieder für 30 Min. ins Bett. Dann kommt die zweite Session Poker, gefolgt vom Abendessen, das entweder Mama oder ich selbst mache. Danach geht es wieder etwas in den Garten und wenn ich dann noch fit bin, spiele ich noch eine dritte Session. Zwischendurch hält mich dann auch unsere zauberhafte Mimi auf Trab. Die Katze ist wirklich die perfekte Begleiterin für Patienten wie mich. Relativ anspruchslos verrichtet sie alle körperlichen Aktivitäten selbst, kommt aber immer wieder an und interagiert mit einem durch Spielen oder Kuscheln und ist dazu noch so schön anzuschauen, dass ich mich nie an ihr sattsehen kann. Außerdem ist der Garten hier ein echter Traum. In Wien, in meiner Wohnung im 8. Bezirk im 4. Stock ohne Aufzug, war allein das Rauskommen schon ein Kraftakt. Wenn ich dann mal draußen angekommen bin, sind in direkter Nähe nur zwei kleine Parks mit laut spielenden Kindern. Den Weg bis zur Donauinsel schaffe ich auch nur mit hohem Kraftaufwand und in der Wohnung selbst ist es selbst bei geschlossenem Fenster noch relativ laut wegen dem Gürtel (dreispurige Straße in beide Richtungen) direkt ums Eck. Hier ist es dagegen sehr ruhig, ich bin direkt im Garten, wenn ich will und mit meinen Eltern und Mimi ist es auch total entspannt.

 


 

 

 

 

 

Was auch wahnsinnig zufriedenstellend ist, ist, dass ich nun seit fast zwei Monaten wieder Poker spiele, es extrem gut läuft und ich dabei auch super gut klarkomme. Es ist echt verrückt, aber 30 Min. reden mit jemandem, der vor mir steht, fällt mir deutlich schwerer als zwei Stunden Poker zu spielen. Ich bin selbst überrascht, wie gut es geht, aber solange alles um mich herum passt, es ruhig ist und ich eine angenehme Position im Liegen habe, kann ich mich doch über längere Zeit gut konzentrieren. Es ist tatsächlich ein riesiges Glück, dass ich unter all den Dingen, die ich im Leben hätte machen können als Beruf, mich gerade für Poker entschieden habe. Es gab schon einige Momente, in denen ich stark damit gehadert habe, dass ich gerade das mache, obwohl ich doch so kommunikativ bin und meine Intelligenz eher im emotionalen als im analytischen Denken sehe. Jetzt allerdings ist es das Beste, was mir hätte passieren können. Ich habe gerade in den letzten Jahren ein gutes finanzielles Polster auf die Seite legen können, das mich sicher über die nächsten 2-3 Jahre und mehr bringt. Dazu habe ich keinerlei Behördengänge nötig. Ich kann meine Arbeit von überall aus machen, ob von Wien, Kreta, Frankreich oder Saarlouis aus. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig und kann mir meine Arbeitszeiten so einplanen, wie es für mich am besten ist. Und das Beste: Ich kann das Ganze machen, ohne auch nur ein Wort mit jemandem zu wechseln, was mir tatsächlich, abgesehen von körperlicher Anstrengung, mit am schwersten fällt. Eine andere Sorge, vom Pokern zu gestresst zu werden und damit meine Zustandsverbesserung aufs Spiel zu setzen, hat sich auch als unbegründet erwiesen. Solange die Rahmenbedingungen stimmen, also kein anderweitiger Stress besteht, komme ich super damit klar. Einen Downswing habe ich schon hinter mir und den habe ich echt super verkraftet. Das waren zwei bis drei Wochen, in denen ich eine Menge Geld verloren habe und so gut wie jedes wichtige All-in verloren habe. Die Phase ist nun aber auch schon seit längerem wieder vorbei und ich gewinne tatsächlich eine Menge Geld, was angesichts meiner Lage ein so unglaubliches Glück ist, dass es kaum zu fassen ist.

 

Arbeit an der frischen Luft dank Moskitonetz

Da Geld aber nicht alles im Leben ist, kommen wir nun zu den gesundheitlichen Themen. Körperlich hat sich nicht viel getan. Tatsächlich habe ich bisher erst einen Freund in der Heimat getroffen, da mir längeres Reden in den letzten zwei Wochen besonders schwerfiel, da ich, on-top zu den kognitiven Problemen, noch Halsschmerzen hatte. Ich hatte zwar ein, zwei schlechte Tage, an denen nicht viel ging, aber im Großen und Ganzen war mein Zustand doch relativ stabil hier in Saarlouis. Vorgestern habe ich das Ergebnis meiner Spiketestung bekommen. Das Ergebnis ist negativ und wäre damit ein weiteres Indiz, dass die Immunadsorption Aussicht auf Erfolg haben könnte. Das ist definitiv eine gute Nachricht, allerdings bin ich tatsächlich doch etwas unsicher. Ich bin mir schon bewusst, dass es eine der wenigen Eingriffe ist, die Menschen in meiner Situation viel gebracht hat, allerdings gibt es auch Patienten, deren Zustand sich danach sogar langfristig verschlechtert hat. In letzter Zeit fühle ich mich verhältnismäßig so gut, dass ich davor wirklich etwas Angst habe. Das Arztgespräch mit dem Facharzt in der Kölner Klinik war sehr positiv und er meinte, dass es "75-80% seiner bisher 200 Patienten einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität gebracht hat". Die restlichen Patienten hätten sich seiner Meinung nach zu früh belastet oder nicht lange genug auf Besserung gewartet. Im Moment tausche ich mich auf Facebook noch mit ein paar anderen Patienten aus und werde wohl nächste Woche entscheiden, ob und wann ich einen Termin machen werde. Mein Verstand sagt auf jeden Fall, dass ich es machen sollte, mein Bauchgefühl ist sich jedoch nicht mehr so sicher, wie es das mal war.

Der Plan für die nächsten Monate steht auf jeden Fall so gut wie fest. Wenn alles gut läuft, bekomme ich nächste Woche das OK für eine neue Wohnung. Wenn das klappt, kann ich zum 1. August einziehen und ein neuer Lebensabschnitt beginnt für mich, als Single an einem nicht so zentralen und kulturell charmanten Ort, dafür aber deutlich näher an Natur, Wasser und Ruhe. Bisher habe ich immer im Altbau gewohnt, von da an werde ich im Neubau wohnen, mit Aufzug und Aussicht direkt auf die Donau. Handelskai 98 wird hoffentlich die neue Adresse lauten. Den Spätsommer werde ich dann dort verbringen. Sollte ich mich für die Immunadsorption entscheiden, was sehr wahrscheinlich ist, werde ich die dann im Herbst machen. Drückt mir die Daumen für die neue Wohnung!

Vielen Dank für euer Interesse.

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