Ups & Downs
Hallo,
leider ging es mir die letzten Tage so schlecht wie schon lange nicht mehr. An sich lief alles ganz gut. Ich habe die Zusage für die neue Wohnung bekommen, sodass ich dahingehend nun mit den Planungen weitermachen kann. Ein Umzugsteam engagieren, Möbel bestellen, die Rückfahrt nach Wien (15.07.) planen und so weiter. Die Pokerergebnisse sind rekordverdächtig. Ich kann wirklich sehr zufrieden sein mit den Ergebnissen, aber noch viel mehr, und das ist ja das Wichtigste beim Pokern, mit meiner Leistung. Aber trotz oder vielleicht gerade deswegen hatte ich einen mentalen Hänger.
Ich bin in vielen Bereichen wirklich sehr diszipliniert geworden, mehr als ich es jemals war. Meine Essgewohnheiten habe ich komplett umgestellt. Kein Süßkram oder fettige Geschichten, keine Laktose, kein Gluten und möglichst histaminarm. Den Schlafrhythmus habe ich so eingetaktet, dass ich genug Schlaf bekomme und immer zu denselben Zeiten ins Bett gehe und aufstehe. Durch das Pacing komme ich so gut wie nie an meine Grenzen und schaffe es, einen einigermaßen angenehmen Tag zu erleben. Sobald ich merke, dass ich müde werde, lege ich mich hin und mache Atemübungen, sodass ich meinem Körper den Raum zur Regeneration gebe, den er gerade braucht. Rauchen habe ich auch in jeglicher Form eingestellt, Alkohol sowieso. Ausgehen, Essen gehen und überhaupt mal andere Eindrücke gewinnen, ist fast gar nicht mehr möglich.
Vorletzte Woche lief es dann beim Pokern immer besser. Tag um Tag habe ich richtig viel gewonnen. Aber leider hatte ich nicht die Möglichkeit, das Ganze auch irgendwie mal zu feiern, mich dafür zu belohnen, so wie ich es sonst immer gemacht habe. Das hat mich sehr deprimiert. Ich habe mir dann zumindest mal ein paar Designermöbel für meine neue Wohnung bestellt, aber trotzdem hat mich das wieder damit konfrontiert, dass alles ganz anders ist, als es das vor über einem Jahr war und ich immer noch oft damit zu kämpfen habe, die Krankheit zu akzeptieren.
Beim Überlegen, was ich als Belohnung machen könnte, dachte ich an eine Massage. Diese hatte ich dann am Montag und sie hat mich so fertig gemacht, wie es schon lange nicht mehr der Fall war. Während der Massage war noch alles in Ordnung, aber 2-3 Stunden später tat mein Rücken so weh, dass ich weder sitzen noch auf dem Rücken liegen konnte. Ich bekam starke Kopfschmerzen und richtige Schwächeanfälle. Mein gesamtes Immunsystem brach zusammen, was sich bei mir immer in Halsschmerzen, Heiserkeit und Herpes äußert. Die letzten Tage musste ich im Liegen verbringen und hoffen, dass es irgendwann besser wird. Die Nächte waren teilweise ein Horror, weil ich aufgrund der Gliederschwäche sowie Rücken- und Kopfschmerzen sehr schlecht schlief.
Richtig schlimm wird es, wenn man die Symptome mit in die Träume nimmt. Im Gegensatz zu meinem Alltag hier in Saarlouis habe ich in meinen Träumen immer irgendetwas anderes zu tun, was nichts mit Pacing zu tun hat. Dort werde ich dann mitten im Traum während irgendeiner Aufgabe total schwach, kann nicht mehr gehen und breche in aller Öffentlichkeit zusammen. Wenn ich dann aufwache, bin ich erstmal froh, dass es vorbei ist, werde aber direkt durch die Symptome, die den Traum so schrecklich gemacht haben, daran erinnert, dass diese real sind.
Heute Nacht war glücklicherweise die erste, in der ich wieder einigermaßen gut schlafen konnte. Meine Rückenschmerzen gehen dem Ende zu, der Herpes ist fast abgeklungen und die Kopfschmerzen sind minimal. All das hat mir mal wieder vor Augen geführt, wie instabil mein gesamtes System gerade ist und dass selbst die kleinste Überlastung zu sich hinziehenden, quälenden Tagen und Nächten führen kann.
In dieser Woche habe ich beschlossen, einen Termin für die Immunadsorption zu machen. Der Termin ist für den 13.09. angesetzt. Die IA wird im DHZ Köln durchgeführt, das einen sehr guten Ruf hat. Das Arztgespräch lief sehr gut und mir wurde berichtet, dass bereits über 200 Post-Covid-, ME/CFS- und Post-Vacs-Patienten behandelt wurden und 80% von einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität berichten.
Ein bisschen Angst habe ich schon, zumal ich mich bei normalen Blutabnahmen schon ziemlich anstelle. Das werden erstmal fünf Eingriffe sein, in denen jeweils 4-5 Stunden lang Blut abgepumpt und gereinigt zurückgeführt wird. Vor, während und besonders nach der Behandlung sollte man sich möglichst isolieren, um nicht krank zu sein, was eine Behandlung verschieben würde. Nach der Behandlung steht man ohne jegliche Antikörper da und ist dadurch natürlich sehr anfällig. Die "guten" Antikörper bilden sich aber wieder relativ schnell in ca. 1-3 Wochen. Bis es dann zu echten Verbesserungen des Zustands kommen kann, können aber wieder 2-3 Monate ins Land gehen und es ist individuell sehr unterschiedlich. Mittlerweile bin ich aber davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, auch wenn ich weiß, dass es keine 100%ige Heilung sein kann und wird und dass ein gewisses Risiko besteht.
Abschließend möchte ich sagen, dass trotz aller Herausforderungen und Rückschläge, ich dennoch weiterhin fest an meinen Weg und die Heilung glaube. Jede Erfahrung, so hart sie auch sein mag, bringt mich letztlich voran und lehrt mich wertvolle Lektionen. In diesem Sinne sehe ich die Zukunft mit Optimismus und bin bereit, den nächsten Schritt auf meinem Weg zur Genesung zu gehen. Es ist ein schwieriger Prozess, doch ich bin davon überzeugt, dass ich letztendlich stärker daraus hervorgehen werde. Ich danke euch allen für eure Unterstützung und Begleitung auf diesem Weg. Gemeinsam werden wir das durchstehen. Bleibt gesund und optimistisch.
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