(total) Fertig.
Hallo,
Ich habe die Immunadsorption nun hinter mir. Am Freitag war die fünfte Blutwäsche. Vom Ablauf her hat dann doch alles ganz gut geklappt. Solange ich vorher eine Tavor nehme, ist das Verfahren einigermaßen erträglich. Das Anstrengende kommt tatsächlich erst nachher. Das Abschlussgespräch mit dem leitenden Arzt Dr. Kohestani war auch sehr informativ. Er hat mir nochmal erklärt, wie ich die nächste Zeit verbringen soll. Da durch die Immunadsorption meine Antikörper auf 10% der Normalmenge reduziert wurden, muss ich in den nächsten Wochen bei Kontakten sehr vorsichtig sein. Eine Infektion in meinem jetzigen Zustand würde alle Fortschritte zunichtemachen und zudem das Risiko bergen, meinen Gesamtzustand zu verschlechtern. Zusätzlich gibt es noch weitere Dinge, die ich beachten sollte. Anscheinend können tierische Proteine die Bildung von Autoantikörpern fördern, weshalb ich nun versuche, mich vorerst vegan zu ernähren. Auch Stress sollte vermieden werden, da er das gleiche Ergebnis haben kann. Mein Körper, genauer gesagt mein Blut, beziehungsweise mein Plasma, ist jetzt erst mal blank. Ich habe nur noch sehr wenige Antikörper. Der Vorteil ist, dass auch die Autoantikörper extrem reduziert sind. Es ist ein Neustart für meinen Körper und mein Immunsystem. Wenn alles gut läuft, verschafft mir das etwas Zeit, sodass sich mein Körper in Abwesenheit der Autoantikörper von selbst heilen kann. Mein Immunsystem kann sich nun um all die körperlichen und neuronalen Schäden sowie gestörte Prozesse kümmern, zu denen es vorher aufgrund der Menge an Autoantikörpern nicht in der Lage war. Dieser Prozess dauert, und es ist nicht sicher, ob er überhaupt funktioniert. Dr. Kohestani war jedoch relativ optimistisch und bat mich um Geduld und darum, nichts zu tun, was dem Prozess im Wege stehen könnte. 70% seiner bisher 210 behandelten Patienten konnten von einer deutlichen Verbesserung berichten, in der Regel nach 2-3 Monaten. Sollte ich mich besser fühlen und dann wieder einen Rückfall erleiden, wären zwei weitere Blutwäschen nötig, um die neu gebildeten Autoantikörper zu entfernen.
Am Freitag, direkt nach der letzten Blutwäsche, bin ich mit meiner Mutter ins Saarland, zu meinem Elternhaus, zurückgekehrt. Hier werde ich nun bis mindestens Weihnachten bleiben. Ich bin wirklich froh, hier zu sein, denn momentan fühle ich mich so schlecht wie schon lange nicht mehr. Der gesamte Prozess der Immunadsorption hat meine Symptome deutlich verschlimmert. Müdigkeit, Schlafstörungen und insbesondere Überempfindlichkeit gegenüber Reizen sind so stark wie in den schlimmsten Phasen meiner Erkrankung. Deshalb verbringe ich die meiste Zeit allein. Heute konnte ich sogar das Essen mit meinen Eltern nicht teilnehmen. Geräusche, die unvorhersehbar sind, sind für mich extrem belastend. Das Klirren von Besteck auf Porzellan, Gespräche, besonders aus verschiedenen Richtungen, all das ist für mich sehr anstrengend. Interessanterweise ist es weniger schlimm, wenn ich selbst die Geräusche verursache. Anscheinend kann meine Sinneswahrnehmung diese antizipieren und besser verarbeiten. Alles Unvorhersehbare ist jedoch sehr anstrengend. Zu bestimmten Zeiten des Tages kann ich dann doch etwas anschauen oder anhören. Solange ich weiß, dass der Ton aus dem Handy oder Laptop kommt und ich nicht darauf reagieren muss, ist es in Ordnung. Sogar Pokern funktioniert recht gut. Obwohl dabei viele Dinge passieren, die ich nicht beeinflussen kann, ist es doch ein mir vertrautes Terrain, in dem ich gute Leistung erbringen kann, solange ich es nicht übertreibe und nicht zu viele Tische gleichzeitig spiele.
Die letzte Nacht war schon etwas besser als die erste Nacht in Saarlouis. Wenn es heute wieder so läuft, könnte das einen leicht positiven Trend anzeigen. Auch wenn alles sehr anstrengend ist, gehe ich relativ stoisch mit der Situation um und bin froh, die Immunadsorption hinter mir zu haben. Nun habe ich meinen sicheren Ort hier bei meinen Eltern und deren Katze Mimi, wo mich meine Mutter täglich bekocht und die Einkäufe erledigt.
Ich hoffe, mein Körper kommt nun langsam in Schwung! Danke für euer Interesse.
Severin
Kommentare
Kommentar veröffentlichen