Erste Infusion
Ich komme gerade frisch von meiner ersten Ketamin-Infusion. Beim Eingang in die Praxis habe ich noch eine andere Patientin getroffen, die wegen einer klinischen Depression dort eine Nasenspray-Therapie macht. Da konnte ich mich mal ein bisschen aus Patientensicht informieren, wie das so abläuft – besonders für Depressionspatient:innen.
Sie kommt quasi aus dem geregelten Therapiebereich, hat die Therapie in einem Krankenhaus begonnen und macht sie nun hier in der Praxis weiter, weil diese für sie gut erreichbar ist.
Normalerweise bekommen Kassenpatient:innen Esketamin als Nasenspray und dürfen dieses dann auch nur in der Praxis anwenden. Dabei muss der Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden. Nach ein bis drei Stößen setzt dann auch schon schnell die Wirkung ein. „Ein bissl wie Achterbahnfahren, aber gar nicht gruselig!“ Nach 60–90 Minuten sei die Wirkung dann auch schon vorüber.
In meinem Fall läuft die Therapie etwas anders – und zwar: Ketamin 50 mg in einer Kochsalzinfusion. Das Ganze läuft off-label und kostet pro Sitzung 250 €. Die Psychotherapeutin ist aber echt sehr nett und meinte, dass sie es abrechnungstechnisch so drehen kann, dass man von der Krankenkasse einen guten Teil zurückbekommt. Auch als off-label Long-Covid-Patient kann man dann mit ca. 100 € rechnen, die erstattet werden.
Wenn man bei ihr Ketamin zur Behandlung einer Depression bekommen möchte, wäre das auf diesem Wege auch möglich – und um einiges unstressiger als der normale Weg. Der übliche Weg ist nämlich ein ziemlich aufwendiger Bewilligungsprozess. Es wird nur dann Ketamin bewilligt, wenn schon alles andere ausprobiert wurde. Und dann auch nur das Nasenspray, also Esketamin, das laut ihrer Aussage weniger antidepressiv wirkt und dafür mehr halluzinogene Effekte hat. Sie würde bei der Therapie immer Ketamin als Infusion bevorzugen.
Bei mir hat sich die Wirkung ziemlich unmittelbar nach dem Einstechen der Nadel eingesetzt. Erst ein leichter Schwindel, verbunden mit einem Gefühl der Schwerelosigkeit. Zwischendurch habe ich auch die betäubende Wirkung wahrgenommen – mein Mund hat sich ein bisschen so angefühlt wie nach einer Zahnarzt-Narkose.
Dazu gab’s dann noch Kopfhörer mit Entspannungsmusik. Das Setting fand in einer kleinen Ecke statt, abgetrennt mit einem Raumtrenner. Die Infusion dauerte etwa 90 Minuten. Die narkotisierende Wirkung hält noch ca. 60 Minuten nach der Behandlung an.
Ich bin echt überrascht, wie gut ich das Ganze vertragen habe. Eigentlich hatte ich geplant, mit dem Taxi nach Hause zu fahren, da mir geraten wurde, in Begleitung zu kommen. Ich fühle mich aber eigentlich fit genug, um mit der U-Bahn nach Hause zu fahren.
Den Rest des Tages werde ich aber trotzdem ruhig angehen lassen und einfach beobachten, was noch so passiert.
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